30.01.2014

Update: Bewertungssystem



Ein kurzes Update zu meinem Bewertungssystem bei Reviews: es wird abgeschafft! Nach kaum einer Hand voll Rezensionen lasse ich Bewertungen in Form von Pronzenten oder Punkten weg. Warum? Aus dem Grund, dass ich fast ausschließlich über Filme, die mir gefallen, berichte; für schlechte Filme würde ich eine andere Rubrik einführen beziehungsweise verwenden. Das war auch schon alles, ich werde die Bewertungen der älteren Filme entfernen und ab jetzt alles auf das Fazit, Pro und Contra reduzieren. In dem Sinne reduziere ich mich an dieser Stelle. 

29.01.2014

Review: The Wolf of Wall Street



Es ist der 24. Januar. Ein euphorischer, aufgeregter junger Mann betritt mit seiner liebenswürdigen Freundin das örtliche Kino in der Hoffnung, nein, mit dem Wissen einen der besten Filme des Jahres zu sehen. Nachdem Popcorn zu einem völlig übertriebenen Preis gekauft wurden setzen sich die zwei in die gemütlichen Kinosessel und bereiten sich auf drei Stunden Spaß, Spannung, Emotionen - einen schlichtweg großartigen Kinofilm vor... Doch sie wurden enttäuscht.



 
 
 In "The Wolf of Wall Street" (2013) von Martin Scorsese, geht es um denn Auf- und Abstieg des Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio). Unter dem Einfluss vieler Drogen, schöner Frauen und der Gier nach Geld schafft es der ehrgeizige Broker in die High-Society - wenn auch nicht ganz legal. Doch Unmengen an Geld bringen nicht unbedingt Glück und Ordnung. Schon bald werden Jordan seine Lügen und Betrügereien zum Verhängnis und sinkende Aktienkurse sind das geringste Problem.Weitere Stars, die mit von der Partie sind, sind Jonah Hill, Jean Dujardin und Matthew McConaughey.
 
 
Scorsese is back?


Als erstes muss ich das Wort Enttäuschung relativieren. Denn das Gefühl, dass ein Film den Erwartungen des Zuschauers nicht entspricht hängt immer mit der Erwartungshaltung vor der Sichtung des Films zusammen. Ich für meinen Teil bin ein großer Scorsese Fan und schätze Meisterwerke wie "Taxi Driver" oder "Goodfellas" wie jeder andere Filmkenner. Meiner Meinung nach darf man aber nicht mit dem Gedanken einen ähnlichen Film im Kino zu sehen in "The Wolf of Wall Street" gehen. Der Film ist nämlich kein, sich über drei Stunden erstreckendes Epos mit vielen interessanten Charakteren und dramatischen Wendungen. 
Durch die erste Szene wird der Verlauf des Streifens für den Zuschauer sehr deutlich: DiCaprio fährt auf Drogen in seinem Sportwagen mit seiner heißen Frau zwischen den Beinen über den Highway. Damit wird der Weg von Jordan komplett vorweg genommen und auch kleine Twists innerhalb des großen Story-Rahmens beeindrucken kein bisschen. Der Film ist weniger Spannend als interessant. 
Jordan Belfort ist ein interessanter Mensch, der interessante Handlungen vollzieht und ein interessanten Werdegang hat. Der Rest der Charaktere ist eher schmückendes Beiwerk in DiCaprios One-Man-Show. Auch wenn Stars wie Jonah Hill und Jean Dujardin ihren Job gut machen, bleibt DiCaprio der einzige Fokus der Handlung. Wenn man aber genau mit dieser Einstellung, einen DiCaprio und nicht einen Scorsese Film zu sehen, in den Film geht, bekommt man ein objektiv betrachtet grandioses, fiktives Biopic zu sehen. Leo hat sich hier selbst übertroffen und überzeugt auf ganzer Linie! Ich finde, er hat einen Oscar zu 100 Prozent verdient.
 
 
Ein Drama? Eine Komödie? Was ist das denn nun?


"The Wolf of Wall Street" einem Genre zuzuordnen ist keine einfache Aufgabe. Die ersten zwei Stunden ist es eine Art Komödie, die aber im späteren Verlauf immer tragischere Züge annimmt und zum Ende hin fast vollkommen zu einem klassischen Drama mit Tragödie mutiert. An und für sich ist das wirklich gut, da dies dem Film (der ohnehin auf einer wahren Geschichte bzw. Person beruht) eine realistische Note gibt und ihn abwechslungsreich gestaltet. Leider finde ich auch hier den Ablauf verschiedener Ereignisse und die Folgen, die Jordans Verhalten hervorrufen zu offensichtlich, was meine Begeisterung relativiert.
Erwähnenswert ist noch der Soundtrack, der stets ein Gefühl der nie endenden Party aufkommen lässt, die sich jedoch mehr und mehr ihrem Tiefpunkt nähert. Die aktuelle Gefühlslage von Jordan und seinen Kollegen, die praktisch immer von den aktuellen Börsenkursen abhängig ist, wird perfekt repräsentiert und eingefangen. Dem Zuschauer wird vorgegaukelt, er selbst sei Teil der kaputten Party-Bande.
Wenn ihr Fans von Leonardo DiCaprio seid und ihr euch drei Stunden eine "Dramödie" auf Drogen anschauen wollt, seid ihr hier genau richtig! Jetzt aber genug gequatscht, kommen wir zur Bewertung:


Fazit:


"The Wolf of Wall Street" ist ein mittelmäßiger Scorsese Film, der etwas zu lang geraten ist, als DiCaprio Film aber alle Erwartungen erfüllt und einen interessanten, lustigen, aber auch dramatischen und  Einblick in das Leben eines ehrgeizigen Brokers gibt. 





Pro                                                                                            

  • Schauspielkunst auf höchstem Niveau
  • stimmige musikalische Untermalung
  • interessante Darstellung des Hauptcharakters und seines Werdeganges
  • sehr viel schwarzer Humor
  • gutes Open-End                                                                                          


Contra

  • zu lang 
  • etwas blasse Nebencharaktere
  • langweiliger Gegenspieler
  • zu vorhersehbar 




13.01.2014

Review: Reservoir Dogs



Er schien verschollen, doch mit dem Beginn des neuen Jahres stieg er aus der Versenkung auf, wie Phönix aus der Asche, Halleluja! ... Ok, wir wollen mal nicht übertreiben. Aber zugegeben: es ist schon etwas länger her, seit dem letzten Post. Warum? Zeit, Lust, Zeit und Freundin. Alles kam zusammen und sich einfach ohne Spaß am Schreiben an einen Post zu machen, ist auch nicht das Wahre. Oldboy und Carrie müssen auch noch warten... leider. Ich hoffe, dass ich es überhaupt noch schaffen werde, aber lasst euch einfach überraschen.

Jetzt geht es aber weiter! Mit einer neuen Review! Der Weihnachtsmann hat es dieses Jahr ausnahmsweise gut mit mir gemeint und nicht die Rute, sondern "Tarantino XX" aus seinem Beutel gezaubert. Wie ich vielleicht schon erwähnte, verehre ich Quentin Tarantinos Werk sehr und halte viel von seiner Art, seinen Charakteren und noch vielem mehr. Bislang befand sich "Jackie Brown", ein sehr stimmiger, interessanter und Dialog-getriebener Krimi, als einziger Tarantino Film in meiner Sammlung doch das durfte sich durch diese grandiose Collection nun endlich ändern! Ich möchte euch nun ein bisschen zu einem der besten Filme des Regisseurs etwas erzählen, zur Box an sich kommt vielleicht später noch etwas.






"Reservoir Dogs" (1992), "written and directed", wie es so schön heißt, von Mr. Tarantino behandelt sich mit dem Dilemma einer Gruppe Kleinkrimineller, die nach einem schiefgelaufenen Banküberfall vor einem Haufen Fragen stehen. Gibt es einen Cop in der Gruppe? Wo ist die Beute? Wie müssen wir handeln? All dies soll sich in einer kleinen Lagerhalle klären, die ursprünglich als Rückzugsort nach dem Bankraub dienen sollte, in die nun die Gangster, die das Shoot-Out überlebten nach und nach eintreffen.

Mit von der Partie sind Schauspielgrößen wie Harvey Keitel, der durch seinen Dienst als Co-Producer des Films den Streifen erst legitimiert hat und somit maßgeblich für Quentins Erfolg mitverantwortlich ist, Tim Roth, Steve Buscemi und Michael Madsen. Ich habe den Film im O-Ton mit englischen Untertiteln geschaut.

Quentin Tarantinos erster Film also... ich kannte bisher alles ab Pulp Fiction, die frage ist nur, ob er sein Genie schon in "Reservoir Dogs" zum Vorschein bringen konnte. Und ja, das hat er definitiv getan! Wer Tarantinos Dialog getriebene Art Filme zu machen kennt, wird sich bei diesem Thriller mehr als nur eines mentalen Ergusses erfreuen. Der Film macht sofort klar: Hier gibt es keine bombastischen Effekte, Autorennen oder sonstiges Actionspektakel zu sehen; nein, hier wird der Überfall, der Ausgangspunkt der Story gar nicht gezeigt, da die Situation nach diesem Überfall der viel interessantere Teil an dem ganzen Coup ist.


Eine Lagerhalle, ein Problem, eine Lösung!


Haupthandelsort der Geschichte ist eine Art Lagerhalle, in der sich die Gangster nach der Aktion treffen und dem Auftragsgeber das Geld überreichen wollten. Diese Lagerhalle ruft eine besondere, schmutzige Atmosphäre hervor, den Zuschauer umschlingt aber ein Gefühl von Sicherheit: eigentlich haben wir alle Zeit, alles zu klären. Doch durch einige Probleme ist das ganze nicht so einfach. Diese "Probleme" sind das, was den Film so interessant macht. Nach jedem Ereignis ist man schon auf das nächste gespannt und kann es nicht erwarten, ein neues Mitglied der Truppe in die Lagerhalle spazieren zu sehen.

Die Dogs vor ihrer Arbeit
["Reservoir Dogs" Copyright © Live Entertainment 1992]

Im Kontrast zu der unglaublichen Spannung, die Tarantino hier aufbaut, steht die musikalische Untermalung. In einem fiktiven Radiosender wird nämlich zur Zeit der Handlung ein 70er Jahre Hit nach dem anderen in der "70's week" gespielt. So hat man das Gefühl in einem älteren "Heist" Movie zu sitzen, der trotzdem noch aktuell ist und kaum gealtert zu sein scheint.

Quentin Tarantino hat schon hier bewiesen, dass er ein absoluter Filmnerd ist. Eben einer wie du und ich. Und genau das macht den Streifen zu etwas besonderem: er zeigt das, was man an Filmen liebt und zwar völlig kompromisslos und unkonservativ. Der Spaß am Schauen wird hier groß geschrieben und ich bin Tarantino einfach unendlich dankbar dafür, einen so spaßigen, spannenden, interessanten und vor allem schon damals Tarantino-esken Film gemacht (und geschrieben) zu haben!


Fazit:


Einer der Filme, die man in ein paar Jahren seinen Kindern noch zeigen kann: "Reservoir Dogs" bleibt ein Meisterwerk, das dank faszinierenden Charakteren, spannenden Twists und unvergleichbar gut geschriebenen Dialogen seit 1992 nicht gealtert ist!






Pro                                                                                               

  • extrem gut geschriebene Charaktere & Dialoge
  • interessanter Handlungsort
  • Dichte Atmosphäre durch Bild und Ton
  • popkulturelle Anspielungen und Zitate
  • Gewalt als Stilmittel in richtigem Maß
  • rundes Ende

Contra

  • nichts für jeden (08/15 Action Fan)