12.04.2016

#007 MULHOLLAND DRIVE



Jetzt habe ich einmal einen Film auf meiner Liste übersprungen und schon geht's los ... egal! Gerade vor etwa drei Stunden gesehen hat David Lynch's "Mulholland Drive" eine so starken Eindruck auf mich gehabt, dass ich mich besagte drei Stunden mit nichts anderem beschäftigen konnte. Ein Film so komplex wie "Donnie Darko", so verwirrend wie "Lost Highway" und so poetisch-düster wie eine Mischung aus "Black Swan" und "Fire Walk With Me" - ihr merkt's schon, es handelt sich um eines von Lynch's großen Meisterstücken.




Vom Aufbau her ähnlich wie "Lost Highway" ist Mulholland Drive ein verwirrendes Drama um die Fantasie des Menschen und noch so viel anderes. Ich weiß nicht, in wie weit ich im Folgenden "spoilern" werde, will meinen Schreibfluss aber auch nicht stoppen. Eine allgemeine Empfehlung ist hiermit schon längst ausgesprochen, eine Meinung zu diesem Film sollte sich wirklich jeder bilden, der sich selbst als "Filmkenner" schimpft. Ohne viel drum herum: Meine ungefilterte Meinung:

"Mulholland Drive" ist ein Film, der sich die Bürde stellt, auf mehreren Ebenen funktionieren zu müssen, damit das Gesamtpaket stimmt. Zu allererst und an oberster Stelle muss der Film als solches unterhalten oder, wie man es in David Lynch's Fall wohl eher nennen sollte, konsumierbar sein. Hier befindet sich das meiner Meinung nach einzig "größere" Problem, wobei schon das an Erbsenzählerei grenzt. Passagenweise weiß Lynch perfekt Akzente zu setzen, beispielsweise funktioniert die erste Szene im Diner ungemein gut, auch wenn man sie hätte anders platzieren können, dazu aber später mehr. Leider gehen einige "große Momente", an denen die Spannung gewisse Höhepunkte erreichen sollte, das Ende mal ausgenommen, aber durch die erzeugte Grundspannung verloren. Der, gerade durch den drückenden, bedrohlichen Soundtrack ausgeübten, anspannenden Atmosphäre lässt es sich schwer entziehen, sie ist allgegenwärtig und nimmt dadurch leider einigen wenigen Momente den "Punch". Damit will ich aber nicht sagen, dass mich der "Mann" nicht erschreckt hat, im Gegenteil ... Hallelujah! 

"I hope that I never see that face, ever, outside of a dream."


Die weiteren, "tieferen" Ebenen, auf der "Mulholland Drive" funktionieren will und, um ein guter Film zu sein auch muss, sind zum einen die oberflächliche Storyebene und zum anderen die Interpretationsebene(n). Hier zeigt David Lynch wirklich, was er am besten kann: Ähnlich wie in "The Usual Suspects" dreht sich das Storykonstrukt in den letzten Momenten noch einmal um 180°, alles scheint einen tieferen Sinn zu ergeben und spätestens beim weiteren "Forschen" lässt sich alles logisch erklären. Lynch verkauft seine Rezipienten nicht für dumm, im Gegenteil. Durch seine kryptische Bildsprache und die ungelenke Erzählweise regt er zum mitdenken, zum interpretieren an. Als würden dem Zuschauer nach und nach Teile eines Puzzles gegeben, von innen nach außen - erst in den letzten Minuten entsteht ein Rahmen, der dem Ganzen seinen "Sinn" gibt. "Mulholland Drive" ist ein Film, der Arbeit verlangt - Arbeit, die sich bezahlt macht. So lässt sich der Film nach ausgiebiger Recherche und intensivem Nachdenken wie die Gedanken des Regisseurs lesen, er bietet einen Einblick in den Kopf von Lynch, der verschlüsselter, aber schlussendlich auch deutlicher nicht sein könnte. 

Ich könnte noch Stunden an dieser Review schreiben, über die Schauspieler, den Bildstil, einzelne Szenen etc., das würde aber nicht nur den Rahmen sprengen, sondern meinen Kopf auch noch mehr beanspruchen und davon habe ich erstmal genug! "Mulholland Drive" ist garantiert nichts für jeden, das ist klar. Wer aber oben angesprochene Filme schätzt und sich des öfteren vom modernen (Hollywood) Kino als Konsument unterschätzt fühlt, der möge sich doch bitte diesem 2 1/2 stündigen Magnum Opus widmen - Gerade für selbsternannte "Filmkenner" ein ... wie ungern ich das sage ... Must-Watch! 

9/10

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